Ukraine-Krieg06.06.2023

Sprengung vom Kachowka-Staudamm - Ist die Sprengung eines Staudamms ein Kriegsverbrechen?16.000 Menschen betroffen

Gemäß Angaben beider Konfliktparteien wurden erhebliche Schäden am Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro nahe der Front im südlichen Teil der Ukraine, der unter russischer Besatzung steht, festgestellt. Es wurde festgestellt, dass der Damm eingebrochen ist und das benachbarte Wasserkraftwerk zerstört wurde. Sowohl Kiew als auch Moskau schieben sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu. Sollte für die Sprengung Russland verantwortlich sein, so stellt sich die Frage, ob die Sprengung eines Staudamms ein Kriegsverbrechen darstellt?

Nach ukrainischen Angaben leben in der „kritischen Zone“ rund um den Staudamm nahe der Stadt Nowa Kachowka etwa 16.000 Menschen. Ist die Sprengung des Staudamms als Kriegsverbrechen zu werten?

Was sind überhaupt Kriegsverbrechen?

Kriegsverbrechen sind Verstöße gegen die Regeln, die während eines Krieges gelten. Selbst in Zeiten des Krieges gibt es spezifische Vorschriften und Prinzipien, die beachtet werden müssen. Personen, die diese Regeln missachten, können strafrechtlich verfolgt werden. Kriegsverbrechen zielen darauf ab, den Schutz der Zivilbevölkerung und gefangener Soldaten sicherzustellen. Der Begriff „Kriegsverbrechen“ umfasst im Wesentlichen Verstöße gegen das Völkerrecht, die in vier Hauptkategorien unterteilt werden: Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Verbrechen der Aggression.

Folgende Handlungen stellen beispielsweise Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht dar, wobei dabei sowohl gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Handlungen eingeschlossen sind als auch solche gegenüber Kriegsgefangenen:

  • willkürliche vorsätzliche Tötung
  • unmenschliche Behandlung bis hin zu Folter
  • vorsätzliche Verursachung großer Leiden
  • vorsätzliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung oder zivile Gebäude
  • Verschleppung oder rechtswidrige Vertreibung von Bevölkerungsgruppen
  • Verwendung verbotener Waffen oder Methoden der Kriegsführung
  • Plünderung von öffentlichem oder privatem Eigentum

Es gibt verschiedene Beispiele für Kriegsverbrechen, wie beispielsweise das gezielte Töten von Zivilisten, Folter, sexuelle Gewalt, die erzwungene Vertreibung oder Entführung von Bevölkerungsgruppen, der Einsatz verbotener Waffen, Angriffe auf zivile Gebäude, Plünderungen und die Misshandlung von Kriegsgefangenen.

Wo sind die Regeln des Kriegsrechts geregelt?

Die Regeln des Kriegsrechts sind in verschiedenen internationalen Abkommen festgelegt, darunter das Haager Abkommen und die Genfer Konventionen. Viele Länder haben diese Vorschriften auch in ihre nationalen Gesetze übernommen.

Wer urteilt über Kriegsverbrechen?

Die Verfolgung von Kriegsverbrechen liegt hauptsächlich in der Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. In einigen Fällen wurden auch spezielle Sondertribunale für bestimmte Konflikte eingerichtet. Beispielsweise wurden Tribunale für Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs und der Jugoslawienkriege etabliert. Zusätzlich haben alle Länder das Recht, Kriegsverbrechen vor ihren eigenen Gerichten anzuklagen, unabhängig davon, wo die Verbrechen begangen wurden, basierend auf dem sogenannten „Weltrechtprinzip“.

Kann Präsident Putin angeklagt werden?

Die Frage, ob Staatsführer wie beispielsweise Präsident Putin zur Rechenschaft gezogen werden können, ist komplex und nicht eindeutig zu beantworten. Inhaber hoher Staatsämter genießen normalerweise eine persönliche Immunität, die sie rechtlich vor strafrechtlicher Verfolgung schützt. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt ihre Immunität verlieren, ausgeliefert werden oder dass die internationale Gerichtsbarkeit beschließt, diese Immunität zu umgehen.

Frontsoldaten und andere Täter können jedoch sofort für die von ihnen begangenen Verbrechen verurteilt werden. Im aktuellen Konflikt in der Ukraine wurden bereits einige russische Soldaten wegen Mordes an Zivilisten zu langen Haftstrafen verurteilt.

Ist die Sprengung des Staudamms ein Kriegsverbrechen? Fazit:

Da von der Sprengung nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten massenhaft betroffen sind, kann man durchaus von einem Kriegsverbrechen sprechen. Es stellt auch eine vorsätzliche Verursachung großer Leiden dar.

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Quelle:refrago/pt
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